Es musste irgendwann so kommen. Kurz nach der Wahl hatte CDU-Vorsitzende und Bundeskanzlerin Angela Merkel noch erklärt, dass sie nicht erkennen könne, im Wahlkampf etwas falsch gemacht zu haben. Die Fakten sagen bekanntlich etwas anderes. Mit nur 32,9 Prozent der Zweitstimmen erreichten CDU und CSU das zweitschlechteste Ergebnis für die Union in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Nur bei der ersten Bundestagswahl am 14. August 1949 waren es mit 31,0 Prozent noch weniger (Zweit-)Stimmen. Man muss aber berücksichtigen, dass damals 80 der 410 Sitze auf Bewerber aus sonstigen Parteien entfielen. Das waren überwiegend Parteien aus dem konservativ-bürgerlichen – „rechten“ – Spektrum, das später überwiegend in der Anhängerschaft der Unionsparteien aufgegangen ist:
Zahl der Stimmen absolut |
Anteil Zweit- stimmen in Prozent(1) |
Sitze | Direktmandate | Ausrichtung | |
Bayernpartei (BP) | 986.478 | 4,2 | 17 | 11 | nur in Bayern, konservativ, monarchistisch, separatistisch |
Deutsche Partei (DP) | 939.934 | 4,0 | 17 | 5 | nationalkonservativ |
Deutsche Zentrumspartei (DZP) | 727.505 | 3,1 | 10 | — | christlich-konservativ, sozialpolitisch „links“ |
Wirtschaftliche Aufbau-Vereinigung (WAV) | 681.888 | 2,9 | 12 | — | „rechtspopulistisch“, kapitalismuskritisch |
Deutsche Konservative Partei – Deutsche Rechtspartei (DKP-DRP) | 429.031 | 1,8 | 5 | — | christlich-konservativ, monarchistisch |
(1) Bei der Bundestagswahl 1949 galt die 5-Prozent-Hürde auf das Bundesland bezogen, aber 1953 mit Ausnahmen und der Sonderregelung für Direktmandate dann bundesweit.
Rechnet man die Stimmenanteile der kleinen Parteien dazu, wären die Unionsparteien damals auf bis zu 16 Prozent mehr Stimmen gekommen und hätten damit selbst für gute Wahljahre der Union Traumergebnisse eingefahren. Konrad Adenauer wurde übrigens von einer Koalition aus CDU/CSU, FDP und DP zum ersten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland gewählt. Er konnte sich auf 46,1 Prozent der Stimmen und 209 Sitze, also auf eine stabile Mitte-Rechts-Mehrheit stützen. Ganz im Gegensatz zu einer möglich „Jamaika-Koalition“ 2017 wie sie von Angela Merkel favorisiert wird.
Mit Blick auf die politische Ausrichtung dieser kleinen Parteien muss man feststellen, dass der Einzug der AfD in den Bundestag kein „Rechtsruck“, sondern lediglich ein „back to the roots“ in die Anfangsjahre der Bundesrepublik ist. Während es Adenauer in der Folgezeit gelungen war, deren Wähler immer mehr an sich zu binden, hat Angela Merkel sie sehenden Auges aufgegeben. Die AfD musste sie einfach nur noch abholen.
Der Vollstsändigkeit halber: Die SPD kam 1949 auf 136 (29,2 Prozent) und die FDP auf 53 Sitze (11,9 Prozent). Damals saß auch die später verbotene KPD noch mit 15 Abgeordneten (7,5 Prozent) im Bundestag.
Quellen:
- Übersicht der Bundestagswahlergebnisse 1949 (Wikipedia)
- Grafik: © Der Bundeswahlleiter, Wiesbaden 2017
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