Stellt euch vor, ihr habt einen Unfall, der Verursacher ist abgehauen und ihr kommt schließlich schwer verletzt ins Krankenhaus. Die Menschen um euch herum haben nun kein anderes Thema, als darüber zu fabulieren, mit wem ihr zuletzt zu Abend gegessen habt…
Könnt ihr euch nicht vorstellen? Gibt’s aber. Bei RP Online.
Der Artikel sagt uns, dass es sich beim Opfer des Übergriffes um einen „AfDler” und wohl nicht um einen Aktivisten der „Identitären Bewegung” handelt. Das kann ich nicht beurteilen, da ich weder der „Identitären Bewegung” noch zu AfD angehöre und auch die betroffenen Personen nicht persönlich kenne. Das tut die Autorin des Beitrags aber mit Sicherheit auch nicht. Die Informationen für meinen Beitrag hatte ich von Twitter.
Es ist der Presse natürlich unbenommen, über Verbindungen zwischen IB und AfD zu berichten – oder auch zu spekulieren. Nur ist ein lebensbedrohlicher Übergriff auf einen Menschen dafür mit Sicherheit nicht die richtige Grundlage.
Statt dessen wäre hier eine Auseinandersetzung mit den Ursachen der Tat angebracht gewesen, mit den mutmaßlichen Täter vor allem. Waren es wirklich Linksextremisten? Die Antifa, wie bei Twitter zu lesen war? Wie ist mit politisch motivierter Gewalt umzugehen, wie mit gewalttätigem Linksextremismus? Auch etwas Empathie gegenüber dem Opfer hätten wir gerne gesehen. Eine entschiedene Verurteilung der Tat und politisch motivierter Gewalt generell ebenso. Statt dessen gibt einen Rundumschlag gegen „Rechts”.
Der Artikel ist außerdem sehr dünn, was die Belege für seine These anbelangt: Wenn ich mit XY spreche, einen saufen gehe oder sogar befreundet bin, heißt das lange noch nicht, dass ich seine politischen Ansichten teile. Auch nicht, wenn ich Spenden für ein Gewaltopfer sammele. Und selbst wenn: Was spielt Politik für eine Rolle, wenn jemand verletzt im Krankenhaus liegt?
Braucht es erst einer Gewalttat, um derartige Zusammenhänge zu offenbaren? Jedenfalls wird das so suggeriert.
Ich frage mich auch, was Frau Rathcke wohl geschrieben hätte, wenn die IB/AfD einen Linksextremen aus dem Dunstkreis der Grünen oder der Linken zusammengeschlagen hätte. Sicher nicht über Zusammenhänge zwischen Linksextremisten und linken Parteien.
Zum Artikel: Nach Attacke in Bochum: Gewalttat gegen AfDler zeigt Verbindung der AfD-Jugend zu „Identitärer Bewegung” (RP Online)
Titelbild: IB NRW
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